U16 Mannschaft verpasst die Quali für die DVM

… unglaublich knapp!

 

Am Ende des Kampfes stand es 2:2, mit besserer Berliner Wertung für den Gegner, SK König Plauen, und somit hatte unsere U16-Mannschaft das Ziel knapp verfehlt.

Was objektiv kein schlechtes Ergebnis ist, kann man nur als enttäuschend beschreiben, wenn man den Verlauf der Partien verfolgt hat. Nichts deutete daraufhin: Ein paar Stunden früher hätte man eher denken können, dass es lediglich darum ging, wie hoch SC Erlangen gewinnen würde; aber alles, was schief gehen konnte, ging in der Tat schief.

Nach einer entspannten Fahrt kamen wir kurz vor 10:00 in Bindlach an. Gleichzeitig parkten unsere Gegner auf der anderen Straßenseite. Herr Wendel von TSV Bindlach Aktionär wartete schon auf uns und nach freundlicher Begrüßung aller Teilnehmer ging der Aufbau sehr schnell.

Kurz danach hatten wir uns mit unseren Gegnern aus Plauen über die Regeln des Kampfes geeinigt und die Partien fingen vor 10:30 an.

In der Eröffnungsphase blieb alles zunächst ausgeglichen: Levin am Brett 1 spielte seine spezielle Variante gegen Damengambit, Rafael hatte sich für 1. d4 entschieden, aber wurde teilweise überrascht, Johannes spielte gegen den klassischen Sizilianer und Abhiraaj hatte sich mit schwarz auch für die sizilianische Verteidigung entschieden.

Sehr bald kam die erste Überraschung: Der zuletzt stark spielende Timur Melestean verrechnete sich noch in der Eröffnung und schenkte Levin einen wertvollen Bauern und das ohne jegliche Kompensation.

Rafael hatte am Brett 2 sehr mit seiner Stellung zu kämpfen: Er kannte sich in der Variante nicht gut aus und musste jeden Zug genau prüfen; trotzdem spielte er nicht schlecht und stand leicht besser, aber er hatte leider zu viel Zeit verbraucht.

Auch am Brett 3 spielte Johannes ein bisschen langsam, allerdings erreichte er sehr schnell eine vielversprechende Stellung. Sein Gegner spielte einen unpräzisen Zug, den Johannes konsequent ausnutzte um ihn unter Druck zu setzten. Johannes‘ Angriff erschien fast definitiv.

Ebenfalls sah es am Brett 4 sehr gut aus: Abhiraajs Gegner kannte den Unterschied zwischen „Drache“ und seiner beschleunigten Variante nicht und erlaubte Abhiraaj einen großen Vorteil zu genießen.

Man konnte zu dem Zeitpunkt optimistisch sein, aber 40 Minuten später wirkte es entschieden: Johannes baute seinen Vorteil mit einer Reihe aggressiver Züge, in denen kluge taktische sowie strategische Motive steckten, weiter aus, bis sein Gegner eine ganze Figur verlor und sich im 21. Zug ergeben musste. Währenddessen waren wir an jedem Brett vorne: Levins Gegner hatte aus Verzweiflung die Stellung verkompliziert, allerdings nicht zu seinen Gunsten: Levin spielte sehr genau, fand stets die richtigen Züge und mit drei Bauern mehr war er praktisch am Gewinnen. Auch bei Rafael sah es inzwischen sehr gut aus: Er hatte davor eine komplexe Stellung meistern können und genoss einen starken Angriff; der volle Punkt war nah und eine Niederlage erschien fast unmöglich. Sein einziges Manko: nur 27 Minuten auf der Uhr für 17 Züge. Abhiraaj spielte dagegen passiv und verlor seinen Eröffnungsvorteil. Die Stellung war kompliziert, aber er stand nach einer schlechten Phase wieder besser als sein Gegner. Man konnte fast von einem hohen Sieg für uns ausgehen…war das alles? Leider nein.

Innerhalb von wenig Minuten drehte sich die Lage ganz unerwartet: Levin entschied sich unnötigerweise trotz der Gewinnstellung für Remis. Mehrere Aspekte spielten wahrscheinlich dabei eine Rolle: Er dachte, der Kampfsieg sei sicher, war teilweise unter Zeitnot und wollte kein minimales Risiko eingehen.

Die Chaostheorie bestätigte sich. Im normalen Fall hätte diese Entscheidung keine Folgen haben müssen, weil ein Remis am Brett 1 objektiv gesehen ein gutes Ergebnis war. Aber: Die Mannschaft wurde nun unsicher, Rafael und Abhiraaj machten ab dem Moment mehrere unnötige Fehler und, wie per Dominoeffekt, verwandelten sich drei mögliche Siege in magere zwei Remis und eine Niederlage.

Eigentlich brauchten wir nur ein weiteres Remis am Brett 2 oder einen Sieg am Brett 4: Beides noch in erreichbarer Nähe. Unglücklicherweise hatte Rafael kurz vor der Entscheidung am Brett 1 einen leichtsinnigen strategischen Fehler gemacht: Seine Stellung war immer noch vorteilhaft, aber der Gewinn nicht mehr so einfach. Es war nicht mehr ein Kampf um zwei Ergebnisse. Leider blieb es nicht dabei: Gleich nach Levins Remis erlaubte sich Rafael einen weiteren Fehler: Mit etwas Zeitdruck überlegte er nicht lange genug und entschied sich für 25. f4, einen strategisch sehr zweifelhaften Zug, der Einiges kaputt machte; die fehlende Prophylaxe war für sein Niveau nicht üblich. Es war zwar nicht alles verloren, aber nun musste er ums Remis kämpfen. Vielleicht wurde dann der Druck zu hoch, denn in der Folge verlor er die Ruhe und ruinierte nun in Zeitnot mit ein paar sehr passiven Zügen seine Stellung. Er stand nach der Zeitkontrolle völlig auf Verlust.

Abhiraaj hatte davor auf Anweisung vom Mannschaftskapitän ein Remisangebot abgelehnt, weil es wenig brachte: Nur der volle Punkt hätte den Mannschaftsieg gesichert. Er machte in der Zeitnotphase einen groben Fehler, der glücklicherweise vom Gegner nicht wahrgenommen wurde. Dann opferte er im 39. Zug, als wir den Sieg wieder sehr nah sahen, einen Bauern. Wahrscheinlich nicht falsch, aber ein bisschen riskant. Ein paar Züge nach der Zeitkontrolle, weiterhin mit großen Gewinnchancen, machte er den definitiven Fehler: Er ließ seinen Turm auf a7 vom Läufer und Bauern sperren. Die Stellung war nicht mehr zu gewinnen.

Rafael erreichte ein Endspiel mit Läufer und zwei Bauern gegen Turm und einen Bauern. Leider fehlte ihm ein Tempo und dadurch hatte sein Gegner einen einfachen Gewinnweg mithilfe eines Qualitätsopfers. Überraschenderweise traute er sich nicht und plötzlich war wieder alles drin.

Die Analyse nach der Partie zeigt, dass es nun relativ einfach war, am Brett 2 Remis zu erreichen. Rafael hatte allerdings nicht seinen besten Tag und ihm fehlte erneut das prophylaktische Denken: Dieses Mal mit genügend Zeit auf der Uhr, übersah er, dass der h-Bauer seines Gegners sofort angehalten werden musste. Kurz danach wurde er mattgesetzt. Er hatte innerhalb von einer Woche gegen Maxim Melestean zwei Niederlagen mit weiß erlitten.

Am Brett 4 hatten wir nur noch theoretische Chancen: Sein Gegner Nico Rühmer spielte die Endphase sehr gut und Abhiraaj musste hohes Risiko eingehen und verlor dabei wegen eines Abzugsschachs ganz viel Material. In verlorener Stellung bot sein Gegner Remis an, welches er annehmen musste.

Die Mannschaft konnte sich die Niederlage auf der Rückreise nicht erklären: Sie hatte gegen einen starken Gegner den Stichkampf knapp verloren, aber es blieb dabei der Eindruck, dass viel mehr drin war und das Gefühl nicht genau zu verstehen, wie die großen Vorteile an drei Brettern innerhalb von wenig Zeit verschwunden waren.

Dies ist allerdings nicht so ungewöhnlich im Sport und man kann nur daraus lernen. Alles in allem boten sie eine beeindruckende Leistung in der Saison und die Jungs werden in den kommenden Jahren weitere Möglichkeiten bekommen, ihre Stärke zu beweisen.