Eine ganz normale Saison der Zweiten!

Ein ganz normaler Klassenerhalt...

Zweite bleibt in der Landesliga!

 

Also ehrlich mal: so eine öde, langweilige, gewöhnliche Saison ohne nennenswerte Vorkommnisse gab es schon lange nicht mehr. Ein Wettkampf, bei dem zwei Spieler der Gegenmannschaft den Termin verpeilen und wir dann gegen sechs Mann einfach trotzdem verlieren, ein Wettkampf, der erst für uns, dann gegen uns, und dann doch wieder für uns ausging, ein Wettkampf, bei dem sich einer unserer Spieler eine halbe Stunde vor Abfahrt krank meldet und den wir dann zu siebt einfach trotzdem... nicht gewinnen, ein Wettkampf, den unsere Gegner wenige Tage vor Anpfiff absagen, weil ihre tschechischen Spieler ANGEBLICH nicht anreisen konnten, weil ANGEBLICH irgend so ein komischer „Virus“ was dagegen hatte, der die ganze Menschheit verrückt macht (ich habe auch keine Ahnung, was das für ein „Virus“ sein soll oder was diese billige Ausrede sollte – wahrscheinlich hatten sie nur Angst vor uns xD), und jetzt dann also die letzte Runde, in der wir und unsere Gegner aus Bamberg als einzige überhaupt spielten. Ich möchte mich im Voraus beim geneigten Leser dafür entschuldigen, dass mir wirklich nichts Interessantes über so eine normale, ereignislose Saison eingefallen ist :D

 

Wir hatten mit mindestens einem Mannschaftspunkt den Klassenerhalt sicher. Unsicher waren wir allerdings, ob unsere Gegner einem potenziellen Friedensangebot zustimmen würden, da sie selbst noch eine Chance auf den zweiten Platz hatten. Ansonsten gab's noch Konstellationen, bei denen sogar das Ergebnis unserer ersten Mannschaft aus der Oberliga eine entscheidende Rolle für uns spielen konnte. Auch das ist selbstverständlich völlig normal!

 

Nach einigen hm-wie-is-des-etz-bieten-wir-nach-einer-halben-Stunde-mal-4:4-an-Dskussionen, die sich auch noch bis zum Mittag fortsetzten,* ging's los! Dr. Bene gab übrigens sein Debüt als Captain, da Andi in der Ersten aushalf! Und ich finde, er machte seinen Job ziemlich gut!

 

Ich war als Erster fertig und gewann in null Zügen. Zum dritten Mal in dieser Saison. Normaler geht’s nicht xD

 

Benjamin hatte offenbar kürzlich die Geschichte von Baron Münchhausen gelesen, bei der dieser gegen jemanden Schach spielt, der überhaupt kein Schach kann und daher einfach immer Münchhausens Züge nachmacht. Praktischerweise hatte Benjamin Schwarz und konnte so diese Strategie wunderbar anwenden! Nachdem Benjamin die ersten sieben Züge seines Gegners Pablo Wolf erfolgreich nachgemacht hatte, hatte dieser offenbar die Nase volldavon, sich immer wieder neue Züge ausdenken zu müssen. Pablo zog 8. f4 und bot erfolgreich Remis, ohne das unvermeidliche 8...f5 abzuwarten!

 

Schach-Wofi spielte gegen den jungen und nominell klar unterlegenen Vincent Keym... äh, Wolf eine sehr fesselnde Partie. Vincent hatte die Gelegenheit, Wolfgang unter Ausnutzung einer hübschen doppelten Fesselung einen doppelt gedeckten Zentrumsbauern abzuluchsen, doch stattdessen opferte Vincent eine Figur, die er sich mit einer Bauerngabel zurückzuholen gedachte. Doch nun fesselte der entfesselte Wofgang selber Vincents Dame, wodurch er die gewonnene Figur behalten konnte. Der Rest war einfach – 2,5:0,5 für uns!

 

Dann durfte Flo, der irgendwie eh die ganze Zeit schon nach Hause wollte (völlig normal bei einem alles entscheidenden Wettkampf!), gegen Heiko Plöhn Remis machen – 3:1 zur Halbzeit! Einen Punkt brauchten wir noch, doch klar war die Sache noch nicht, da wir an keinem der verbleibenden vier Bretter besser standen, wohl aber an zwei Brettern deutlich schlechter...

 

Rodrigo hatte nach seinem Weißremis gegen Alexander Mikuta den Eindruck, irgendwo Vorteil ausgelassen zu haben, was sich nach meiner Kurzanalyse als sehr akkurate Einschätzung erweist! Rodrigo hatte die Gelegenheit, seinen Läufer g5 gegen Alexanders Springer f6 abzutauschen und danach auf d5 Bauern zu tauschen, wonach Alexander keine besonders gute Möglichkeit zum Wiedernehmen gehabt hätte. Der schwarze schwarzfeldrige Läufer von Schwarz, der nur schwarze Felder betreten kann, hätte sich als recht passive Figur erwiesen, der nur die weiße schwarzfeldrige Bauernkette f2-e3-d4 anstarrt, und Rodrigo hätte schrittweise eine Initiative am Damenflügel aufbauen können. Stattdessen tauschte Rodrigo sofort auf d5, sodass Alexanders Springer wiedernehmen konnte und sich Rodrigos Läufer g5 gegen eben diesen schwarzen schwarzfeldrigen Läufer abtauschte. Dabei kam dann nichts Besonderes raus.** Ja, das ist halt so 1.d4 – Positionsschach, ne :p

 

Kein 1.d4 – Positionsschach gab es dagegen bei Hannes' Schwarzpartie gegen Lukas Köhler. Diese Partie hat bei mir in der Kurzanalyse den größten Aha-Effekt ausgelöst! Nach 12 Zügen bot Lukas' Dame von e5 Hannes' unrochiertem König Schach und griff gleichzeitig den Bauern g7 an. Auch ich hatte beim Kiebitzen als erstes an Hannes' Antwort 12...Le6? gedacht, geleitet von dem „Grundsatz“, dass der König ja schließlich noch rochieren will. Doch nach 12...Kf8! Wäre nicht nur der Bauer gedeckt gewesen, sondern Hannes' Figuren wären sehr schnell sehr aktiv geworden und hätten es Lukas nicht erlaubt, seine Entwicklung vernünftig abzuschließen.*** Ich bin sicher, dass Hannes danach die Partie sehr wahrscheinlich für sich entschieden hätte, in der Partie ging es dagegen leider rasch bergab und er stellte in sowieso schon komplett verlorener Stellung die Dame ein – nur noch 3,5:2,5 für uns.

 

Sooo, Martin, Bühne frei für deinen Auftritt in diesem Bericht, auf den du dich schon die ganze Zeit freust! :D

Martin verlor.

 

Somit stand es 3,5:3,5 und Dr. Nehls' Weißpartie gegen Jens Herrmann musste die Entscheidung bringen! Bei Benes Minoritätsangriff am Damenflügel (à propos 1.d4 – Positionsschach xD) kam nichts Besonderes raus und es ging in ein Endspiel, wo Benes Bauern am Damenflügel sogar eher schwach werden konnten. Doch Jens' Plan, die Bauernstruktur zu symmetrisieren und dann seinen Gaul mitten in Benes Damenflügel einzupflanzen, erwies sich als nicht geeignet, um daraus Kapital zu schlagen. Besagter Gaul wurde von Bene korrekterweise als „bellender Köter“ eingestuft, der zwar imposant aussah und ein bisschen nervte, aber nicht wirklich was drohte. So endete diese Partie bald remis und wir hatten es geschafft!

 

Partystimmung allenthalben... doch nanu, hört man da etwa ein leises Schluchzen aus der Ecke? Martin! Wasnlos? Wie? Zwei Worte über deine letzte Partie für uns kommen dir reichlich wenig vor? Hm. Na gut, da hast du Recht. Dann wollen wir mal :D

Bei Martins Schwarzpartie gegen Ralf Mittag kam die... Moment, ich muss nachschauen... ach Mist, ich finde es nirgendwo im Internet, aber ich meine mich zu erinnern, dass es sich laut meinem alten Königsgambit-Buch hierbei um die Ungarische Variante des Kieseritzky-Gambits handelte! Und was kam dabei raus? Eine wilde, verrückte Angriffspartie im Stil der alten Meister, wo das Brett in Flammen steht? Also, ähm... im 14. Zug wurden die Damen getauscht und Weiß hatte einen Mehrbauern im Endspiel. Schämt euch, Leute! Anderssen, Morphy etc. würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüssten, dass die Modernisierung des Schachs nicht mal vor ihrer Lieblingseröffnung halt macht! XD Allerdings kann man dem eben Gesagten auch entnehmen, dass Martin nicht sonderlich gut aus der Eröffnung kam, um Ralf verwertete seinen kompensationslosen Mehrbauern dann auch überzeugend und sicher. Schade, besonders da dies Martins letzte Partie für uns war, der seine Schachkarriere schon beenden will! Ich hoffe, dir hat's Spaß bei uns gemacht und, joa, tschüs ne :/ :)

 

Mit diesem Mannschaftspunkt beenden wir die Saison als Sechster, zwei Plätze entfernt von einem potenziellen Abstiegsplatz! Ach ja, und am Ende war der ganze Mannschaftskampf völlig wurscht, weil unsere Erste nämlich deutlich in Trostberg gewann, wodurch diese in die andere Landesliga absteigen, wodurch in unserer Landesliga nur zwei Mannschaften absteigen, wodurch wir auch mit einer Niederlage als Achter die Klasse gehalten hätten. Dieser Bericht existiert also quasi gar nicht. Keine Sorge, das ist alles ganz normal! xD

 

Abschlussliste unserer Liepold-Koeffizienten:

Dr. Nehls****, Rodrigo je +2 (0+2+0+0+0+1-1+0+0 bzw. 0+2+0+0+0+0+0+0+0)

Flo, Dustin je +1 (0+2+0-1+0+0+0+0+0 bzw. 0+0+0+0+0+1-1+0+1)

Wolfgang 0 (-2+1+0+0+0+0+0+0+1)

Daniel, Martin, Kevin je -1 (-2+0+0+0+0+1+0+0+0 bzw. -2+1+0+0+0+1+0+0-1 bzw. 0+0+0-1+0+0+0+0+0)

Andi -2 (-1+1+0-1+0+0-1+0+0)

Hannes -3 (-2+2+0-1+0+0-1+0-1)

 

Fußnoten:

*Nein, das ist KEIN dämlicher Wortwitz, ich habe erst später gesehen, dass ein Bamberger Spieler so heißt! Ehrlich! Wirklich! Vielleicht ;D

**So ungefähr würde es jedenfalls wahrscheinlich in irgendeinem schlauen Positionsschach-Lehrbuch stehen, am Brett muss man wahrscheinlich als erstes überhaupt offen dafür sein, seinen Läufer freiwillig gegen einen Springer zu tauschen, und dann halt ein paar Züge tief reinschauen, um festzustellen, dass man da gut steht!

***So ungefähr würde es jedenfalls wahrscheinlich in irgendeinem schlauen Dynamik-Lehrbuch stehen, am Brett muss man wahrscheinlich als erstes überhaupt offen dafür sein, den König zu ziehen, und dann halt ein paar Züge tief reinschauen, um festzustellen, dass man da gut steht! :D

****inklusive +2 für den Sieg gegen Herzogenaurach, wo Bene zwar seine Partie verlor, aber durch eine offizielle juristische Gegenklage verhinderte, dass der Mannschaftskampf am grünen Tisch gegen uns gewertet wurde! Somit muss sich Rodrigo aufgrund seines Handyklingelns den ersten Platz mit seinem „Retter“ teilen! :D